Konzeption Gruppe zur Verselbständigung
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WABE e. V.
GRUPPE ZUR VERSELBST-STÄNDIGUNG FÜR
MÄDCHEN UND JUNGE FRAUEN
Zollernstrasse 48
52070 Aachen
Tel: 0241-930393 – Fax: 0241-4014262
e-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Inhalt | ||
1. | 3 | |
1.1 | 3 | |
1.2 | 3 | |
1.3 | 3 | |
1.4 | 4 | |
1.5 | 4 | |
2. | 5 | |
2.1 | 5 | |
2.2 | 5 | |
2.3 | 5 | |
2.4 | 6 | |
3. | 7 | |
4. | 8 | |
4.1. | 8 | |
4.2. | 8 | |
4.3. | 8 | |
4.4. | 9 | |
4.4.1. | 10 | |
4.4.2. | 10 | |
4.4.2.1 | 10 | |
4.4.2.2 | 11 | |
4.4.2.3 | 11 | |
4.4.3 | 11 | |
4.4.3.1. | 11 | |
4.4.4. | 12 | |
4.4.4.1. | 12 | |
4.4.4.2. | 12 | |
4.4.4.3 | 12 | |
4.4.5 | 13 | |
4.4.6 | 13 | |
5. | 13 |
KONZEPTION
Die Gruppe zur Verselbstständigung für Mädchen und junge Frauen
1. Gesamteinrichtung
1.1 Der Träger
Der Verein WABe e. V. – „W“ohnung, „A“rbeit und „Be“ratung – wurde im Jahr 1985 in Aachen gegründet und nahm seine Tätigkeit im Bereich der Jugendhilfe 1990 auf.
Im Rahmen seiner Mitgliedschaft im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland ist der Verein u.a. auch im Fachverband für Erzieherische Hilfen vertreten und tätig.
1.2. Die Jugendhilfe - Einrichtungen
Im Sinne einer parteilichen Mädchenarbeit können insgesamt 21 Mädchen und junge Frauen in drei Gruppen betreut werden.
Das Angebot umfaßt eine Regelgruppe, in der 9 Mädchen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren Aufnahme finden. In dieser Gruppe finden Mädchen ein Zuhause, deren Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen die Zugehörigkeit zu einer Gruppe unter professioneller Begleitung notwendig machen.
Eine Verselbstständigungsgruppe, in der 4 Mädchen oder junge Frauen im Alter ab 16 Jahren Aufnahme finden, einen Gruppenrahmen zum Leben und Lernen brauchen und sich auf dem Weg zur Selbständigkeit befinden.
Die dritte Gruppe, die Intensivgruppe steht 8 Mädchen zur Verfügung, die sich an der Schnittstelle zwischen Psychiatrie und Jugendhilfe befinden. Über ein Kooperationskonzept mit der Kinder– und Jugendpsychiatrie in Aachen können Familien ganzheitlich betreut werden, das heißt sowohl medizinische als auch pädagogische Hilfen erhalten.
1.3. Die Gruppe zur Verselbstständigung
Dieser Gruppe steht eine renovierte Altbauwohnung mit 140 qm Wohnfläche zur Verfügung. In ihr hat jedes Mädchen ein Einzelzimmer. Daneben befinden sich ein Bad, zwei WC, ein Vorratsraum und eine 35 qm große Wohnküche in der Wohnung. In jedem Zimmer gibt es einen Internet - Anschluss. Für die Beratung stehen ein Gruppenraum und ein Raum für Einzelberatung zur Verfügung. Darüber hinaus stehen für die Mitarbeiterinnen ein Büro und ein Teamraum bereit. Das Haus befindet sich in zentraler Lage in der Stadtmitte, hat eine 40 qm begrünte Terrasse und ist mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar.
1.4. Aufnahmebedingungen
Aufgenommen werden Mädchen und junge Frauen ab 16 Jahren, die folgende Voraussetzungen erfüllen:
- | Freiwilligkeit |
- | Zusage des zuständigen Leistungsträgers für die Übernahme der Kosten gem. § 27 KJHG, §§ 34, 35 a KJHG Hilfen zur Erziehung, § 41 KJHG |
- | Eingliederungshilfe gem. §§ 39 BSHG, § 55 SGB IX |
- | Bereitschaft zur Mitarbeit |
- | Bereitschaft zur Entwicklung und Umsetzung einer Schul- und Berufsperspektive |
- | der Wille und Wunsch zu einer Auseinandersetzung mit den Hintergründen und den Veränderungen der Symptome ihrer Entwicklungsschwierigkeiten |
- | Bereitschaft zur medizinischen Kontrolle dieser Symptome |
- | Bereitschaft sich in Krisenzeiten ggfls. in stationäre psychiatrische Behandlung zu begeben |
1.5. Betreuungsrahmen
Gemäß einer Intensiv - Gruppe hat diese Einrichtung einen Betreuungsschlüssel von 1: 2,67
Bedarfslage und Zielsetzung werden in den regelmäßig alle 3 - 6 Monate stattfindenden Hilfeplangesprächen mit den Sozialarbeiterinnen der Jugendhilfe, den Eltern, den Kollegen der Kinder und Jugendpsychiatrie und den Kollegen aus den Schulen und Ausbildungsträgern abgestimmt.
Bei den häufig sehr unterschiedlichen Problemlagen der Mädchen ergeben sich zwangsläufig differenzierte und individuelle Aufgabenstellungen. Dies gilt auch für den Betreuungszeitraum.
2. Arbeitsgrundlage
2.1. Betreuungs- und Behandlungsverbund
Eine stationäre Betreuungseinrichtung für Mädchen und junge Frauen, wie wir sie verstehen, ist eingebunden im Gesamtkomplex von Familie, Jugendhilfe, Psychiatrie, Schule und Ausbildung. Deshalb ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit die Pflege und der Ausbau von Kooperationen mit allen öffentlichen Einrichtungen in Aachen. Die Familien und die Sorgeberechtigten der Mädchen werden vor Ort, im Sinne der Partizipation, an den Entwicklungsprozessen der pädagogischen Arbeit beteiligt. Die medizinischen KollegInnen, als auch die LehrerInnen, AusbilderInnen und vor allem die KollegInnen des Trägers der öffentlichen Jugendhilfe werden in den Prozeß der pädagogischen Betreuung und Begleitung mit eingebunden.
2.2. Kooperation Kinder - und Jugendpsychiatrie der RWTH Aachen
Die Kinder - und Jugendpsychiatrie der RWTH Aachen, der Verein WABe e. V. und das Jugendamt der Stadt Aachen haben sich vertraglich verpflichtet, gemeinsam zu kooperieren. Dies bedeutet für die Familien, dass sie eine Sicherheit für die medizinische Betreuung ihrer Töchter erhalten und dass die Nachsorge für die körperliche Erkrankung ihrer Tochter in der Wohngruppe auch neben den pädagogischen Aufgaben im Blick bleiben.
Falls es zu einer erneuten Aufnahme kommen sollte, ist die Kinder – und Jugendpsychiatrie bereit, diesen Familien sofort einen Platz zur Verfügung zu stellen.
Das Land Nordrhein - Westfalen förderte diese Form der Kooperation durch eine 2 - jährige wissenschaftliche Begleitung.
2.3. Mädchenspezifische Arbeit
Geschlechtshomogene Gruppen bieten Schutzräume, in denen auf der einen Seite geschlechts – und altersspezifische Entwicklung gefördert, auf der anderen Seite Verletzungen nicht verborgen, sondern gezeigt und gelebt werden können.
Gerade in Zeiten, wie der Pubertät und der Adoleszenz, einem Entwicklungsabschnitt, indem den Menschen so viele Aufgaben gleichzeitig gestellt werden, die auch bewältigt werden müssen, sind immer wieder Schutzräume nötig, um Handlungsmuster verändern und neu erproben zu können. Durch die körperlichen Veränderungen, deren äußere Sichtbarkeit und die Reaktion der Umwelt auf diese, können Verletzlichkeiten entstehen, die sich in Verhaltensauffälligkeiten niederschlagen.
Mädchen unserer Gesellschaft neigen eher dazu interne Verarbeitungsmuster wie Ess-Störungen, Schulschwierigkeiten oder depressive Verweigerungshaltungen einzusetzen, um auf ihre Probleme in ihrem sozialen Umfeld und/oder in ihren Familien aufmerksam zu machen.
In der mädchenspezifischen Arbeit können diese als problematisch erlebten Handlungsmuster thematisiert und Alternativen zu diesen erarbeitet werden. Die Gruppe der Gleichaltrigen bietet die Möglichkeit auf spielerische Art und Weise die eigenen Verhaltensweisen, die zum Leidensdruck führen, zu überprüfen und mit Hilfe der Pädagoginnen und Beraterinnen im Alltag zu verändern.
Durch die schulische und berufliche Anbindung und die enge Familienarbeit sind Alltagssituationen über den Schutzraum hinaus vorhanden, die eine Überprüfung des Verhaltens, der Gefühle und des Wissens zulassen.
2.4. Konzeptionelle und Inhaltliche Ausrichtung
Unsere Arbeit orientiert sich an den Theorien und dem Menschenbild einer humanistischen Weltanschauung. Dabei kommen innerhalb der pädagogischen Praxis sowohl Ansätze der Entwicklungspsychologie zum Tragen, die sich mit dem Verhalten als auch mit der internen Psychodynamik und der Dynamik in Familien beschäftigen.
Die Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten im Jugendalter ist unserer Ansicht nach Resultat spezifischer Einflüsse und Interaktionsprozesse: Individuelle, persönlichkeitsspezifische Vulnerabilität, Konflikte bei der Anpassung an soziale Bedingungen und Schwierigkeiten bei der Ablösung aus dem Elternhaus.
Gerade internen Verarbeitungsmustern von Problemen und Konflikten kommt eine systemstabilisierende Funktion zu. Da die Kommunikation und Interaktion im familiären Umfeld durch die jeweilige Störung belastet sind, befürworten wir eine zeitlich begrenzte Herauslösung aus dem familiären Haushalt. So wird durch die Distanz Raum für Veränderungen sowohl individueller Art als auch in der Familie geschaffen.
In der Gruppe zur Verselbstständigung können die Mädchen durch eine andere Lebensform immer wiederkehrende Muster von Verhaltensweisen erkennen. Mit Hilfe der Pädagoginnen erlaubt die Arbeit in der Gruppe sowohl Analyse und Herausarbeitung individueller Auslöser für die jeweilige Krise als auch Erarbeitung von Strategien für die Konfliktverarbeitung.
In Zusammenarbeit mit den jeweiligen Familien und dem spezifischen Umfeld werden individuelle pädagogische Konzepte entwickelt, die den Mädchen langfristig erlauben, für sich selbst einen Lebensentwurf zu entwickeln, die Symptome ihrer Entwicklungsstörung kognitiv zu verstehen und ihre Funktion im Alltag und in den Beziehungen zu erkennen.
Ziel der Wohngruppe ist es mit den Mädchen gemeinsam, die eigenen Potenziale zu entwickeln, das Selbstwertgefühl zu stärken, indem die eigenen Stärken herausgefunden und maximal gefördert werden.
Methodische Schwerpunkte der Arbeit sind dabei:
Alltagsbegleitung | |
- | Pädagogik |
- | Partizipation |
- | Einzelberatung |
- | Strukturierte Gruppenarbeit |
- | Verhaltenstherapeutisches Training |
- | Medizinische Begleitung |
3. Betreuungsziele
Übergeordnetes Ziel eines Aufenthaltes in der Gruppe ist es, Mädchen und jungen Frauen zu helfen, eine eigene Identität zu finden und Voraussetzungen für ihren eigenen langfristigen Lebensplan zu schaffen. Die Symptome, die zur Aufnahme geführt haben, sollen dabei im Laufe des Aufenthaltes immer weiter in den Hintergrund rücken. Da unseres Erachtens alle Jugendlichen Ideen über ihr zukünftiges Leben haben, ihre Krisen häufig in Zusammenhang mit der Unvereinbarkeit dieser Ideen und der Realität stehen, gilt es, die individuellen Ziele herauszuarbeiten und in den eigenen sozialen und familiären Rahmen zu stellen.
Die Krisen sind stets in engem Austausch mit gesellschaftlichen Bedingungen, kulturellen Vorgaben, individueller Verletzlichkeit und dem Familiensystem entstanden, so dass sich folgende Zielbereiche in der Ausrichtung unserer pädagogischen Arbeit ergeben:
• Erarbeitung der eigenen Identität |
• Selbstakzeptanz |
• Selbstwertschätzung |
• Ichstärkung |
• Sexuelle Identität |
• Entscheidungsfindung |
• Entscheidungsfähigkeit |
• Genußfähigkeit |
• Neugier |
• Wissen und Bildung |
• Erarbeitung einer sozialen Identität |
• Fürsorge, Empathie |
• Konfliktfähigkeit |
• Soziale Verantwortung |
• Soziale Abhängigkeit |
• Entwicklung schulischer und beruflicher Perspektiven |
• Aktive Freizeitgestaltung |
• Liebesfähigkeit |
• | Akzeptanz der eigenen Verletzlichkeit und des Symptoms |
• | Anerkennung des Symptoms als inadäquaten Lösungsversuch in Beziehungen |
• | Bearbeitung der individuellen Kontextbedingungen zur Aufrechterhaltung der Symptome |
• | Erarbeitung von alternativen Verhaltensweisen im Umgang mit Situationen, die als belastend empfunden werden |
• | Entwicklung eines liebevollen, gesundheitsbewußten Umgangs mit dem eigenen Körper |
4. Leistungsbereich
4.1. Platzzahl
Dieses Angebot besteht in Form einer Wohngruppe mit 4 Plätzen
4.2. Betreuungsdichte, Qualifikation
In der Wohngruppe sind Mitarbeiterinnen mit folgender Qualifikation tätig:
• Leitung
Dipl. Psychologin, Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
• pädagogische/ therapeutische Begleitung
Dipl. Sozialpädagogin, Erzieherin
4.3 Zielgruppe
Das Angebot richtet sich an Mädchen und junge Frauen ab 16 Jahren, die unter Magersucht, Bulimie, Phobien, Zwangsstörungen, neurotischen Depressionen, Ängsten, selbstverletzendem Verhalten und Kontaktstörungen neigen, sowie dissoziativen Störungen und Pubertätskrisen. Meist ist eine Behandlung in einer psychiatrischen Klinik und ein Aufenthalt in einer Intensivgruppe vorangegangen.
4.4 Struktur der Gruppe
Pädagogik | Beratung | Medizin |
Aufnahme |
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Probewohnen bis zu 7 Tagen | Vorstellungsgespräch Familie/Juamt/Dipl.Psych. /Dipl.Sozpäd. | medizinische Diagnostik KJP- RWTH Aachen niedergelassene Fachärzte |
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Alltag |
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| Gruppen |
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Dipl. Soz.päd/Erzieherin gemeinsame Mahlzeiten 3 mal pro Tag | Zielplangruppe Gesamtes Team/ Alle Mädchen Individuelle Ziele für den nächsten Monat 1 mal im Monat | Beratung durch externe Oekotrophologin |
Kochgruppe Dipl Soz.päd/Erzieherin gemeinsames Kochen 3-5mal pro Woche |
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päd. Freizeit-Gruppe Dipl. Sozpäd./Erzieherin 1 mal pro Monat |
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Ferienfreizeit Dipl. Soz.päd/Erzieherin 2 mal pro Jahr |
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| Individuelle Beratung |
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Freizeitprogramm Dipl. Soz. pädagogin | Dipl.Psychologinindividuelle Problematik 1-2 mal pro Woche | bei Mädchen bis zum 18. Lebensjahr |
Dipl. Psychologin/Dipl. Soz.päd Verhaltenstraining |
| regelmäßige Begleitung durch die Institutsambulanz der KJP Aachen |
Schule/Ausbildung Dipl. Sozialpädagogin Lehrerin Lernen/Ausbildung/Nachhilfe |
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/ |
| regelmäßige Begleitung durch Kooperation mit niedergelassenen FachärztInnen |
| Familienberatung |
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| Dipl. SozialpädagoginDipl. Psychologinbei Bedarf, bis zu1 mal pro Monat |
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Entlassung |
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| Hilfeplanung |
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| Juamt/Einrichtung Verlauf/Dokumentation |
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Nachsorge |
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Begleitung in der eigenen WohnungDipl.Soz.päd/Erzieherin | Beratung ambulant Dipl. Psychologin | Begleitung Institutsambulanz,KJP, RWTH niedergelassene Fachärzte |
4.4.1. Aufnahme und Diagnostik
Jedes Mädchen, das in diese Gruppe aufgenommen wird, erfährt eine auf unser Konzept abgestimmte Diagnostik. Um ein individuelles Konzept für die Nachbehandlung einer psychiatrischen Versorgung zu gewährleisten, wird mit den Mädchen ein umfassender Erziehungsplan in den ersten 14 Tagen ihres Aufenthaltes erarbeitet. An Hand dieses Erziehungsplanes entscheiden wir dann auch gemeinsam mit dem Mädchen und seiner Familie, ob eine Aufnahme in dieser Gruppe möglich ist und welche Ziele angestrebt werden.
Zur Diagnostik gehört einerseits die Abschlußdiagnostik der vorausgegangenen stationären oder ambulanten Behandlung der Kinder- und JugendpsychiaterInnen, eine systemisch- familientherapeutische Diagnostik, eine psychologische Diagnostik von Persönlichkeit und Leistungsverhalten, so sie noch nicht vorliegt und eine Entwicklungsdiagnostik mit der Zielsetzung, die pädagogischen Rahmenbedingungen zu konstituieren. Alle Ergebnisse fließen in den Betreuungs- und Behandlungsplan mit ein, der von den Mädchen und den Mitarbeiterinnen des Hauses als gemeinsamer Vertrag abgeschlossen wird.
Die Konsequenzen, die erfolgen bei Nichteinhaltung des Vertrages, werden in diesen mit aufgenommen.
Die Eltern, bzw. Erziehungsberechtigten erhalten eine Durchschrift des Vertrages und können sich je nach Wunsch des Mädchens an dem Programm beteiligen.
4.4.2. Pädagogik in Alltag und Freizeit
In der Wohngruppe werden die Mädchen in der Regel von Montag bis Freitag von 9.00 Uhr bis 20.00 Uhr von pädagogischen Fachkräften begleitet.
In den persönlichen Zimmern können die Mädchen entweder ihre eigenen Möbel mitbringen oder das Mobiliar des Hauses benutzen. Jedem Mädchen steht ein Einzelzimmer zur Verfügung, das sie nach ihrem Geschmack einrichten kann.
Der gesamte Alltag und die Struktur des Tagesablaufs werden mit den Mädchen gemeinsam geplant und umgesetzt.
Die Regeln des Lebens werden gemeinsam aufgestellt und auch von den Mädchen selbst überprüft und kontrolliert.
4.4.2.1 Organisationsgruppe:
In einer Organisationsgruppe, die wöchentlich stattfindet und zum Pflichtprogramm der Mädchen und der Mitarbeiterinnen gehört, werden die Konflikte des Alltags, deren Bewältigung, die Strukturen der kommenden Woche und die Veränderungswünsche in der Kommunikation zwischen den Mitarbeiterinnen und den Mädchen besprochen.
Leitung dieser Gruppe hat immer im Wechsel eines der Mädchen.
Innerhalb des Alltags ist es für die Mädchen und jungen Frauen wichtig, die alltäglichen Aufgaben, die in einem Haushalt entstehen, gemeinsam zu bewältigen. Damit dies reibungslos erfolgen kann, gibt es einen Regelplan, der von den Mädchen alleine in der Gruppe erarbeitet wird und der als einzuhaltender Vertrag für alle verbindlich gilt. Die Aufrechterhaltung dieser Struktur wird von den Mädchen selbst überprüft und von den Pädagoginnen nur in groben Konfliktfällen kontrolliert.
Ziel ist hierbei die Übernahme der gesamten Verantwortung für die Gruppe im Hinblick auf die eigenen Handlungen und die Auswirkungen auf andere.
4.4.2.2 Kochgruppe
Um selbständig werden zu können, ist es wichtig, dass die Mädchen und jungen Frauen sich selbst gesund ernähren lernen. In der Kochgruppe erfahren sie, welche Speisen ihrer Gesundheit zuträglich sind, wie sie sich so ernähren können, dass sie nicht wieder in ihre Krankheit fallen und welche Lebensmittel mit ihren Medikamenten gut verträglich sind. Eine Ernährungsberaterin steht sowohl dem Team als auch in individuellen Fragestellungen den Mädchen zur Verfügung. Die Mahlzeiten der Mädchen werden von und mit den Mädchen nach den Vorgaben dieser Ernährungsberaterin zubereitet.
Gemeinsame Mahlzeiten sind auch in dieser Gruppe ein wichtiges strukturierendes Element für den Alltag. Die Mädchen werden trainiert solche Rituale auch für sich alleine zu organisieren. In arbeitsreichen Zeiten jedoch bereiten die Pädagoginnen das Essen vor und essen gemeinsam mit den Mädchen.
4.4.2.3 Schule und Ausbildung
In Ausbildungs- und Weiterbildungsfragen werden die Jugendlichen durch die Pädagoginnen begleitet, die gemeinsam mit ihnen und gegebenenfalls den Eltern einen Schul– und Weiterbildungsplan entwickeln.
Hierbei werden alle diagnostischen Möglichkeiten sowohl aus dem medizinischen, als auch therapeutischen und pädagogischen Bereich genutzt.
Ziel ist es, mit den Mädchen gemeinsam eine berufliche Perspektive zu entwickeln, die es ihnen gestattet, sich finanziell unabhängig zu machen. Gerade bei psychischen Erkrankungen ist es notwendig, die eigenen beruflichen Ideen mit dem persönlichen Vermögen zu verknüpfen, um auf dem Arbeitsmarkt eine Chance zu haben.
4.4.3 Freizeit
Die Mädchen und jungen Frauen müssen in dieser Gruppe ein Sport und Freizeitprogramm entwickeln, das sie regelmäßig durchführen. Dies wird von den Pädagoginnen überprüft.
Antriebslosigkeit und Ängste vor fremden Gruppen schrecken viele junge Frauen ab, ihre Freizeit in Gemeinschaft zu gestalten. Um die Verselbstständigung zu fördern, ist aber gerade eine solche Anbindung an öffentliche Vereine oder Gruppen absolut notwendig.
Hilfestellung zur Überwindung ihrer Ängste erhalten die Mädchen in den Einzelgesprächen in der Therapie oder im Alltag mit den Pädagoginnen.
4.4.3.1 Ferienfreizeit
Zweimal im Jahr vereist die Gruppe in den Schulferien für eine Woche mit unterschiedlichen Zielen. Welche Orte besucht werden, hängt von den Wünschen der Mädchen und den pädagogischen Zielen ab. Es können Bildungsreisen in Städte sein oder Erholungsfahrten ans Meer.
Die Mädchen müssen diese Reisen selbst konzipieren, vorbereiten und planen. Die Kolleginnen stehen bei gezielten Fragen und Problemen zur Verfügung.
Die Umsetzung eigener Wünsche an die Realitäten der Gruppe anzupassen ist ein Ziel einer solchen Fahrt, aber auch der Umgang mit Geld, die Einhaltung der eigenen Grenzen zugunsten eines gemeinsamen Zieles und das Erleben der eigenen Person im Schutz einer Gruppe.
4.4.4 Beratung
4.4.4.1 Einzelberatung
Jedes Mädchen erhält je nach diagnostischer Einschätzung einmal pro Woche oder zweimal im Monat eine Einzelberatung.
In diesen Gesprächen wird ein Rahmen geboten, in dem sich das Mädchen mit ihren Konflikten, Ängsten, aber auch Wünschen und Sehnsüchten und ihren Auswirkungen auf die verschiedenen Lebensbereiche auseinandersetzen kann. Individuelle Probleme sollen erkannt, analysiert und beantwortet werden.
Hier haben auch gerade schambesetzte Themen Platz, wie Umgang mit der eigenen Sexualität oder psychische und physische Verletzungen durch andere.
Ziel ist es mit den Mädchen, die eigenen Fähigkeiten zu erkennen, eigenverantwortliches Handeln zu fördern und sich selbst schätzen zu lernen. Wichtig in der Einzelberatung ist es, mit den Mädchen Alternativen zu selbst zerstörerischem Verhalten zu entwickeln.
Diese Beratung wird von einer Dipl. Psychologin und approbierten Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene durchgeführt.
4.4.4.2 Verhaltensanalyse
Gezielte pädagogische Einzelangebote bestehen vor allem in Form der sogenannten „Fertigkeiten – Trainings“ für Mädchen mit selbstverletzendem Verhalten. Hier stehen die Verhaltensanalyse sowie die Erarbeitung und das gezielte Training von Alternativen oder Fertigkeiten im Mittelpunkt
Schwerpunkt dieser Beratung ist die Übernahme der eigenen Verantwortung für die eigenen Handlungen und ihre Folgen. Nicht die Suche nach den Ursachen von außen für die eigenen Schwierigkeiten und die Erwartung, dass andere sie lösen, sondern die Fähigkeit des Mädchens ihre eigene Stimmung auch unter schwierigen Bedingungen immer besser selbst und eigenständig aushalten und verändern zu können, sind Ziele dieser Analysen.
4.4.4.3 Zielplangruppe
Diese Gruppe findet einmal im Monat statt, an ihr nehmen alle Mitarbeiterinnen und alle Mädchen teil. Die Leitung übernimmt eine Pädagogin.
Jedes Mädchen hat in dieser Gruppe die Gelegenheit, eigene Ziele für die nächsten vier Wochen zu formulieren, die Ziele des vergangenen Monats zu überprüfen und sich der Einschätzung und den Rückmeldungen zu diesen Zielen durch die anderen Mädchen und Pädagoginnen zu stellen.
Auch die Pädagoginnen nennen ihre Ziele für das einzelne Mädchen und es wird über die Möglichkeiten der Realisierung diskutiert.
4.4.5 Familienarbeit
Gegebenenfalls können Familien auch durch Beratung im Haus Unterstützung bei dem Ablösungsprozess ihrer Tochter erhalten. Diese wird zeitlich nach Bedarf angeboten.
Ziel dieser Familienarbeit ist es in erster Linie, die Kommunikation der einzelnen Mitglieder einer Familie zu verbessern und die Eltern und das Mädchen in ihrer Konfliktfähigkeit und Emotionalität miteinander zu stärken. Durch lange Krankheiten verändern sich die Rahmenbedingungen einer Familie so deutlich, dass oft alle Mitglieder einer Familie der Hilfe von außen bedürfen, um wieder ein gesundes Klima entwickeln zu können, in dem es Freude macht miteinander, Kontakt zu haben.
Familienmuster, Familienrituale, Generationsstrukturen werden hierbei auf ihre Tauglichkeit für alle Mitglieder einer Familie untersucht, überprüft und gegebenenfalls verändert.
4.4.6 Nachsorge
Jedes Mädchen hat die Möglichkeit, unabhängig von der Lebensform, die sie beim Auszug wählt, durch eine Pädagogin nachbetreut zu werden.
Die Mädchen leben einen wichtigen Abschnitt ihres Lebens in dieser Gruppe und nicht nur zu den anderen Mädchen aus der Gruppe entstehen innige Beziehungen, auch die Pädagoginnen haben eine wichtige Rolle und Funktion in dieser Zeit im Leben der Mädchen übernommen. Um diese Beziehungen auf natürliche Art zu verändern, dient die Nachsorge. Je mehr Verantwortung die Mädchen und jungen Frauen selbst für sich tragen können, desto sicherer werden sie darin neue adäquate Beziehungen in ihrem sozialen Umfeld aufbauen zu können, und sie brauchen keine professionelle Hilfe mehr.
5. Das Team
Die Mädchen werden 11 Stunden/Tag betreut. Die Pädagoginnen begleiten den Alltag während des Tages der Mädchen und jungen Frauen. Bei Bedarf und für spezielle Projekte sind die Pädagoginnen auch in den Abendstunden, nachts oder am Wochenende für die Mädchen da. In Krisenzeiten sind die Kolleginnen rund um die Uhr telefonisch erreichbar.
Die Einzelberatung, und die Familienberatung werden von einer Dipl. Psychologin abgedeckt, die diese Angebote nach Bedarf anbietet.
Die fachliche Qualifizierung erfolgt einerseits intern über regelmäßig stattfindenden Fortbildungskonferenzen oder durch externe Angebote.
Das Team steht durch die regelmäßig wöchentlich stattfindende strukturierte Teamsitzung in gutem Austausch.
Das Team selbst entwickelt aus der Arbeit heraus Fragen, die von der Supervision, der Leitung und von externen Referenten beantwortet werden.
Aachen, Januar 2005
Esther Flemming, Dipl. Psychologin, Psychotherapeutin für Kind/Jugendl./Erw.